Titelfeier mit dem FC Köln

18. Mai 2011 im Aviva Stadium in Dublin. Unter donnerndem Getöse stemmt ein lachender alter Mann mit grauem Haar eine silberne Trophäe gen Himmel.

Eingebettet in eine Traube verschwitzter schwarz-roter Spieler zeichnet sich gegen das gleißende Flutlicht ein unwirkliches Bildnis des Triumphs schemenhaft ab. Nach Jahren von Leid und Hoffnung dürfen die Fans der zweitbesten Bundesligamannschaft der letzten 20 Jahre endlich wieder einen Erfolg feiern. Verdient, nach all den Jahren der tollen Spielkultur und großen Taten für den deutschen Fußball ohne einen einzigen Titel. Fernsehsender aus der ganzen Welt übertragen aus der Menge um den Freudentaumel der mitgereisten Fans aus dem kleinen stolzen Arbeiterstädtchen am Rhein einzufangen. „Cologne, Cologne. Die Scheiße vom Dom!“ skandieren die Fans der Werkself lauthals und die Zuschauer am Bildschirm fragen sich ob diesen Leuten da drüben in Irland überhaupt bewusst ist gerade etwas geschafft zu haben von dem Fans der halben Bundesliga und der unteren Spielklassen nur zu träumen wagen, geschweige dass sie jemals einen solchen Wettbewerb erreichen. „Wer nicht hüpft der ist ein Kölner, Hey!“

Ein fiktives Szenario das aber tatsächlich so eintreten kann, denn so definiert sich gemeinhin ein Großteil der Leverkusener Anhängerschaft zunehmend in dieser Saison an fast jedem Spieltag. Wir sind nicht Köln, scheint von allergrößter Wichtigkeit zu sein, obwohl der Ziegenverein von der anderen Rheinseite nach Expertenmeinung in den nächsten Jahrzehnten weiterhin keinen internationalen Fußball zu sehen bekommen wird und sein Dasein als Paternoster und Lachnummer der Bundesliga fristet. Nicht nur das, über die Jahre ist aus der kleinen grauen Maus mit dem Bayerkreuz ein Weltverein mit einer stetig wachsenden Anhängerschaft rund um den Planeten geworden, nicht wenige davon übrigens auch aus Köln. Trotzdem scheint es den Fans noch immer gehörig an Selbstbewusstsein und Stolz zu fehlen dass hauptsächlich der „Anti-Gesang“ in großer Zahl und aus voller Lunge durch das Stadion an der Bismarckstraße schallt. In der Sportart „Support & Stimmung“ kommt das schon fast einer Disqualifikation gleich.

Im Schmuddel-TV gibt es eine Sendung bei der Problemkinder von ihren Eltern auf die andere Seite des Erdballs geschickt werden um Überblick über Ihre Existenz und Lebensweise zu gewinnen. Vielleicht sollte sich der Verein bemühen doch mit diesen Problemfans in ähnlicher Weise zu verfahren damit sie vielleicht mal zu schätzen wissen was ihnen in Leverkusen so alles geboten wird. Dann erkennt man vielleicht dass Fußball nirgendwo authentischer sein kann als in einer Industriestadt. Dass es über 100 Jahre alte Betriebssporttradition höchstens noch in Eindhoven und in der Premierleague gibt. Dass man einen Verein mit einer der besten Nachwuchsförderung in Deutschland unterstützt. Dass man in der Bundesliga einem bayrischen Verein mit über 360 Millionen Umsatz Paroli bietet ohne einen riesigen Schuldenberg aufzubauen! Dass man da unten auf dem Grün nicht nur mit die besten Spieler Europas hat, sondern diese auch noch hier in diesem Verein ausgebildet hat! Dass man nicht wegen toller Titel und Vergangenheit Fan dieses Klubs geworden ist, sondern weil man charakterstark genug war zu erkennen wo noch Fußball wirklich gelebt wird. Und vielleicht erkennt dieser Fan dann auch dass eine Event GmbH wie der 1. FC Köln, der als Fans nur Expressleser, ungebildete Lokalpatrioten und Fußballlegastheniker hat, nicht wirklich einer Erwähnung wert ist. Man tritt nicht auf ein erbärmliches Stück Scheiße am Wegrand, sondern geht erhobenen Hauptes daran vorbei.

Bleibt zu hoffen dass man endlich lernt laut und stolz von der Stadt mit dem Kreuz und dem dort so einmaligen Verein zu singen. Dass mal endlich eine der vielen Weltklasseparaden von Rene Adler besungen wird. Dass ein Wahnsinnsspieler wie Vidal mehr als nur einen erbärmlichen Kinderlungengesang alle fünf Spieltage präsentiert bekommt. Dass man diese Mannschaft mit seinen fantastisch technisch beschlagenen Spielern durch frenetisch lauten Support über sich hinauswachsen lässt. Schande über diese „Fans“, denn sie hätten einen Europapokal für wahr nicht verdient.

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