Arturo Vidal und die Tradition vom SV Bayer

Als ich Fan von Bayer Leverkusen wurde war der Verein zwar stolzer UEFA-Cup Sieger aber in der Liga waren wir nur die Underdogs der oberen Tabellenmitte. Jedesmal wenn die Millionentruppen aus München, Bremen, Hamburg und Köln dem Haberland einen Besuch abstatteten hieß es mit aller Kraft dagegenhalten und irgendwie versuchen ungeschoren davonzukommen.

Urplötzlich wurde der Ex-Spieler Jürgen Gelsdorf Trainer und machte aus dem kleinen Klub an der Dhünn einen Verein der nicht nur um die internationalen Plätze mitspielen wollte sondern frecherweise sich mit dem FC Bayern um den ersten Tabellenplatz stritt. Eine Sensation von einer Größe dass sogar T-Shirts mit der aktuellen Tabelle reißenden Absatz vor dem Fanblock fanden.

Maßgeblich beteiligt an diesem neuen Leverkusen war mein erstes Spieleridol Jorge José de Amorim Campos, kurz Jorginho. Vor kurzem hatten wir noch den genialen Andreas Thom und als nette Dreingabe Ulf Kirsten bekommen, aber Jorginho war der wirkliche Erfolgsgarant. Jetzt brach die Zeit der Titel an, so dachte ich. Bis dann 1992 unser brasilianische Superstar mit anderen guten Spielern auf der Einkaufsliste von Uli Hoeness stand und dank diesem ganz entspannt den Vitrinenschrank weiter auffüllte. Ich fühlte mich um den Titel betrogen, auch der Gewinn des DFB-Pokals wollte das mulmige Gefühl nicht verdrängen dass dieser dreckige Baziklub sich quasi die Meisterschaftstitel kaufen konnte.

Aber es sollte noch schlimmer werden, in allen folgenden Jahren formten wir Superstars wie kein anderer Verein in der Liga nur um diese, wenn die Zeit reif war Deutscher Meister zu werden, an andere Vereine insbesondere dem FC Bayern zu verkaufen. Jedesmal wenn ich sah wie unsere ehemaligen Spieler einen weiteren Pokal in die Höhe stemmten schwand mein Glaube in unseren Verein ein weiteres Stück. Sergio, Wörns, Ze Roberto, die Kovac-Brüder, Juan, Lucio, immer wieder Messerstiche. Ich war Fan eines Vereins der Fußball wie kein anderer in Deutschland verstand, aber seinen Lohn regelmäßig verschenkte.

Mit dem Crash nach 2002 und Wolfgang Holzhäuser wurde ein neues Bayer Leverkusen geboren, der Verein umstrukturiert, das Stadion ausgebaut, neues Spielerkonzept ausgearbeitet und auch der erste neue Superstar geformt. Arturo Vidal. Man spürt wieder das Messer und den Atem vom FC Bayern im Rücken und hofft wieder inständig das wir endlich mal mit unseren Traditionen brechen. Es wäre ein Evolutionsschritt.

Verfasst von JSE.

Schreibe einen Kommentar